Samstag, 4. Mai 2013

Tag0072 – Weiß ich, wer ich bin...?

madamepsychosis / Foter.com / CC BY-NC-ND





Nachträglich aus dem Handschriftlichen

Blog vom 23.04.2013

Es ist immer gefährlich wenn man beginnt zu glauben man wisse wer man sei. Das mag seltsam klingen, aber wenn man genau darüber nachdenkt und dabei selbstehrlich und aufgeschlossen bleibt, dann erschließt sich der Grund und die Ursache der Gefahr die ich hier anspreche. Es ist nämlich trotz aller Selbstfindung, oder gerade wegen des Selbstfindungsprozesses eher unwahrscheinlich, dass man an einen Punkt gelangt an dem amn von der eigenen Persönlichkeitswahrnehmung ausgehend von einer Sicherheit des Wissens sprechen kann. Denn die Persönlichkeitswahrnehmung über und durch das Bewußtsein arbeitet zwangsweise mit vergleichenden, wertendenden und abgrenzenden Bildern, Gedanken und Erinnerungen die, da sie durchaus an der individuellen, persönlichen Erfahrung fixiert sind, immer wieder mit neuen Situationen und sich ständig wandelnden Bedingungen im Vergleich stehen sehen und aus dem Grund ist eben auch das Differenzbild das so entsteht im ständigen Wandel begriffen. Die Selbstwahrnehmung, das eigene Selbstbild muss also ebenso ständig neu aufgebaut und verifiziert werden. Aufrichtig betrachtet wäre das eine Sinnvolle, vernünftige, der Wirklichkeit angepasste und angemessene Sichtweise. Doch birgt sie eben Unsicherheiten, die unsicheren Variablen des selbstbestimmten Lebens, die Unsicherheit die eigentlich das Herzstück des lebendigen Seins ist, das man Umarmt indem man die Bedingungslose Eigenverantwortung für und als das Leben akzeptiert, eben ohne Sicherheit für sich persönlich zu beanspruchen. Dieser Anspruch ist ohnehin nichts als reine Einbildung.

Diese Angst vor der unsicheren Komponente des Lebens, die uns so tief einprogrammiert und deren Vermeidung der Hauptantrieb unserer Handlungs- und Entwicklungsmotivation geworden ist macht uns einerseits zu leicht kontrollierbaren, Autoritätsabhängigen Wesen die sich durch die psychischen Schnittstellen der Angstgenerierung manipulieren und programmieren lassen und führt andererseits dazu, dass wir in realitäts- und vernunftentfremdeter Weise von einem feststehenden Persönlichkeitsbild in einer rein vergeistigten Selbstidentifikation ausgehen, die uns dazu zwingt immer wieder gedankliche Rechtfertigungen und selbstherrliche Philosophien zu entwickeln die uns scheinlogische Argumente für unsere verzweifelten Versuche die Wirklichkeit unseres Umfeldes gewaltsam an die fixen Ideen unserer Selbstwahrnehmung anzupassen.

Diese aussichtslose Verhaltensweise ist eine der sinnlosen Ursachen für Konflikte jeder Art, für die eskalierenden Verläufe so vieler Auseinandersetzungen basierend auf scheinbaren Ineressenskonflikten. Die Vorstellung der „persönlichen Freiheit“, der Meinungsfreiheit, der freien Persönlichkeitsentfaltung kann eben nur dann gerechtfertigt und sinnvoll umsetzbar entwickelt werden, wenn zunächst die unabdingbar gleeichen Interessen, die notwendig gleichen Meinungen und Rechte aller Menschen, die des Lebens selbst, die Prinzipien und notwendigen Bedingungen die alles Leben vereinen gefunden, festgelegt und geschaffen worden sind. Über diese Punkte der Gleichheit allen Lebens kann und darf vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes kein Interessenkonflikt bestehen, sonst ist die Grundlage des betreffenden Systems selbst schon fehlerhaft und inakzeptabel. 

Unterschiedlichkeit und Vielseitigkeit die sich auf klarer Akzeptanz und offener Definition der Basis schaffenden Einheit entwickelt ist wahrhaftig auf das Leben, auf die Entfaltung seines vollen Potentials ausgerichtet und steht nicht im Konflikt mit seinen Interessen.

Diese Definition ist natürlich nur für das menschliche Bewußtsein überhaupt notwendig und dient als Sicherungsmechanismus, als eigenes Antivirusprogramm sozusagen, das das Abdriften der Selbstidentifikation in rein fantastische Wahnideen des geistes verhindert und die eigene Existenz und Selbstwahrnehmung in der Wirklichkeit der Einheit im physisch-körperlichen erdet.

Im Grunde ist es nicht einmal notwendig eine allgemeine Definition der Einheit und Gleichheit alen Lebens festzulegen, da sie überall und immer für jeden Menschen offen zugänglich sein kann. Der einzig notwendige Schlüssel ist die bedingungslose Selbstehrlichkeit. Lediglich um sich diesen Schlüssel anzueignen, um ihn zu formen bedarf es der Übung, eines Trainings das allerdings ebenso frei zugänglich ist wie die Erkenntnis selbst. 

Das Schreiben ist das Werkzeug um diesen Schlüssel herzustellen.

Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 23.04.2013





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