Nachträglich aus dem Handschriftlichen
Blog vom 23.04.2013
Es ist immer gefährlich wenn man beginnt zu glauben man
wisse wer man sei. Das mag seltsam klingen, aber wenn man genau darüber
nachdenkt und dabei selbstehrlich und aufgeschlossen bleibt, dann erschließt
sich der Grund und die Ursache der Gefahr die ich hier anspreche. Es ist
nämlich trotz aller Selbstfindung, oder gerade wegen des
Selbstfindungsprozesses eher unwahrscheinlich, dass man an einen Punkt gelangt
an dem amn von der eigenen Persönlichkeitswahrnehmung ausgehend von einer
Sicherheit des Wissens sprechen kann. Denn die Persönlichkeitswahrnehmung über
und durch das Bewußtsein arbeitet zwangsweise mit vergleichenden, wertendenden
und abgrenzenden Bildern, Gedanken und Erinnerungen die, da sie durchaus an der
individuellen, persönlichen Erfahrung fixiert sind, immer wieder mit neuen
Situationen und sich ständig wandelnden Bedingungen im Vergleich stehen sehen
und aus dem Grund ist eben auch das Differenzbild das so entsteht im ständigen
Wandel begriffen. Die Selbstwahrnehmung, das eigene Selbstbild muss also ebenso
ständig neu aufgebaut und verifiziert werden. Aufrichtig betrachtet wäre das
eine Sinnvolle, vernünftige, der Wirklichkeit angepasste und angemessene
Sichtweise. Doch birgt sie eben Unsicherheiten, die unsicheren Variablen des
selbstbestimmten Lebens, die Unsicherheit die eigentlich das Herzstück des
lebendigen Seins ist, das man Umarmt indem man die Bedingungslose
Eigenverantwortung für und als das Leben akzeptiert, eben ohne Sicherheit für
sich persönlich zu beanspruchen. Dieser Anspruch ist ohnehin nichts als reine
Einbildung.
Diese Angst vor der unsicheren Komponente des Lebens, die
uns so tief einprogrammiert und deren Vermeidung der Hauptantrieb unserer
Handlungs- und Entwicklungsmotivation geworden ist macht uns einerseits zu
leicht kontrollierbaren, Autoritätsabhängigen Wesen die sich durch die
psychischen Schnittstellen der Angstgenerierung manipulieren und programmieren
lassen und führt andererseits dazu, dass wir in realitäts- und
vernunftentfremdeter Weise von einem feststehenden Persönlichkeitsbild in einer
rein vergeistigten Selbstidentifikation ausgehen, die uns dazu zwingt immer
wieder gedankliche Rechtfertigungen und selbstherrliche Philosophien zu
entwickeln die uns scheinlogische Argumente für unsere verzweifelten Versuche
die Wirklichkeit unseres Umfeldes gewaltsam an die fixen Ideen unserer
Selbstwahrnehmung anzupassen.
Diese aussichtslose Verhaltensweise ist eine der sinnlosen
Ursachen für Konflikte jeder Art, für die eskalierenden Verläufe so vieler
Auseinandersetzungen basierend auf scheinbaren Ineressenskonflikten. Die
Vorstellung der „persönlichen Freiheit“, der Meinungsfreiheit, der freien
Persönlichkeitsentfaltung kann eben nur dann gerechtfertigt und sinnvoll
umsetzbar entwickelt werden, wenn zunächst die unabdingbar gleeichen
Interessen, die notwendig gleichen Meinungen und Rechte aller Menschen, die des
Lebens selbst, die Prinzipien und notwendigen Bedingungen die alles Leben
vereinen gefunden, festgelegt und geschaffen worden sind. Über diese Punkte der
Gleichheit allen Lebens kann und darf vom Standpunkt des gesunden
Menschenverstandes kein Interessenkonflikt bestehen, sonst ist die Grundlage
des betreffenden Systems selbst schon fehlerhaft und inakzeptabel.
Unterschiedlichkeit und Vielseitigkeit die sich auf klarer
Akzeptanz und offener Definition der Basis schaffenden Einheit entwickelt ist
wahrhaftig auf das Leben, auf die Entfaltung seines vollen Potentials
ausgerichtet und steht nicht im Konflikt mit seinen Interessen.
Diese Definition ist natürlich nur für das menschliche
Bewußtsein überhaupt notwendig und dient als Sicherungsmechanismus, als eigenes
Antivirusprogramm sozusagen, das das Abdriften der Selbstidentifikation in rein
fantastische Wahnideen des geistes verhindert und die eigene Existenz und
Selbstwahrnehmung in der Wirklichkeit der Einheit im physisch-körperlichen
erdet.
Im Grunde ist es nicht einmal notwendig eine allgemeine
Definition der Einheit und Gleichheit alen Lebens festzulegen, da sie überall
und immer für jeden Menschen offen zugänglich sein kann. Der einzig notwendige
Schlüssel ist die bedingungslose Selbstehrlichkeit. Lediglich um sich diesen
Schlüssel anzueignen, um ihn zu formen bedarf es der Übung, eines Trainings das
allerdings ebenso frei zugänglich ist wie die Erkenntnis selbst.
Das Schreiben ist das Werkzeug um diesen Schlüssel
herzustellen.
Bastian Neumann / Ramstein / Deutschland / 23.04.2013
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