Du bist letztlich immer allein, und das ist dein Glück.
Eigentlich ist „letztlich“ der falsche Ausdruck, denn du bist natürlich von
Anfang an allein. Du bist allein in dieser Existenz, in diesem Leben, du stehst
ganz allein für dich und dein Leben gerade. Du legst auch nicht vor irgendwem Rechenschaft ab, sondern
einzig und allein vor dir selbst. Sollte dir das zweifelhafte Glück vergönnt
sein den Zeitpunkt deines Todes bewusst zu erleben, dann besteht kein Zweifel,
dass du allein das Resümee deines Lebens ziehst. All die Menschen aus deinem
früheren Umfeld, deine Familie, deine Freunde, können dich nicht begleiten. Es
gibt keine Referenz, es gibt keinen Beistand eines erfahrenen Menschen, niemand
kann sich in dich hineinversetzen. Es gibt niemanden, den du um Rat fragen,
oder bei dem Du dich Rück versichern könntest, da niemand da ist der diese
Erfahrung die du jetzt machst schon einmal gemacht hätte und mit dir darüber
sprechen könnte.
Im Leben ist es allerdings genauso, nur dass wir über
genügend Zeit und Freiraum verfügen, dass wir ausreichend Abwechslung und
Ablenkungen haben, um uns über diese Tatsache hinweg zu täuschen. Wir bauen ein
Sozialgefüge auf das uns den Eindruck vermittelt, wir könnten uns über die
Relationen und die mentale Angleichung an Verhaltensweisen Wertvorstellungen
und Lebensziele anderer unserer eigenen Existenz versichern. Unsere Wahrnehmung
allein, Interpretationen der Verhaltensmuster anderer Menschen, ihrer Ideale
Vorstellungen und Ziele, sind rein imaginär und existieren in dieser Form
lediglich in unseren Gedanken.
Vor kurzem habe ich einen Satz gelesen den ich sehr treffend
formuliert finde, eigentlich ist es eine an sich selbst gestellte Frage. Sie
lautet frei zitiert: „Vielleicht leben wir nicht, sondern sterben immerfort und die Zeit rast an uns
vorbei“
Das Leben ist vom Standpunkt des persönlichen Bewusstseins
tatsächlich viel wahrhaftiger wahrgenommen und gelebt, wenn man es als Sterben sieht,
und dazu müsste man sich nicht einmal etwas vormachen, denn genau betrachtet
läuft alles Leben darauf hinaus. Jeden Tag sollte uns der eigene Endpunkt vor
Augen sein, der Tag der Rechenschaft vor uns selbst. Aber auch dafür haben wir
Scheininstanzen und Institutionen geschaffen die uns bei diesem Schritt der
Annahme unserer Lebensverantwortung vertreten sollen. Die Religionen schaffen
dafür ihre Götter und das Paradies, der Atheist hat sein Nichts. Doch beides
liegt allein im Glauben verankert, in den Gedanken der Illusion selbst, dem ICH
als Person, dem Ego.
Es ist schon eine Faszinierende Einrichtung, dieses
Selbst-Bewusstsein. Es kann eine gesamte Spezies auf Jahrunderte und
Jahrtausende hinweg unterjochen und versklaven. Ein hochkomplexes Virus, eine
Tödliche Infektion der Existenz.
Doch es ist nicht nur das Bewusstsein allein, es ist die
Struktur des Verstandes, das was uns scheinbar zum Menschen macht, das was uns
als überlegen darstellt. Wir sind unheimlich stolz, fühlen uns als Krone der
Evolution oder eben als Krone der Schöpfung, doch gleichzeitig geißeln wir uns
selbst durch unserem Verstand, wissen
nicht warum, wieso wir diese Fähigkeit haben und genau das ist unser Problem.
Wir suchen nach einem Sinn, etwas das unser Leben Lebenswert macht. Nicht nur
auf individueller Ebene, nein, auch wenn wir glauben uns nur um uns selbst zu
kümmern, wenn wir uns für den größten und rücksichtslosesten Egoisten haletn,
dienen wir letztendlich dem Grundprogramm unserer Selbstwahrnehmung, der allen
menschlichen Handlungen innewohnenden Überheblichkeit des denkenden Seins, der entfremdeten,
Illusionären Existenz eines göttlichen, übernatürlichen Strebens. Wir glauben
in der Ziellosen Anwendung unserer Möglichkeiten, der Umsetzung aller
Denkbarkeiten läge der Antrieb unserer Entwicklung, das nennen wir Fortschritt
und diesen Weg beschreiten wir um jeden Preis, mit schwindelerregendem Tempo.
Wir fühlen uns innerlich in unserer Existenz so sehr verunsichert, dass wir
immer schneller rennen ohne wirklich das Ziel zu kennen. Doch der erste
Schriitt ging bereits in die falsche Richtung, der erste Schritt der Flucht vor
der Unsicherheit, der Einsamkeit und der Leere war ein verzweifelter,
irregeleiteter Schritt direkt ins Maul der Bestie.
Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen